Donnerstag, Juli 28, 2005

uninteressiert und überdurschnittlich intelligent

Ich bin heute auf die Seite http://www.graphologies.de/ gestossen. Dort kann man seine Handschrift analysieren lassen. Erst muss man einen kurzen Text abschreiben und danach 20 Fragen zur eigenen Handschrift beantworten. Ich werde hier mal die Deutung meiner Handschrift veröffentlichen und diese kommentieren.

Die Deutung der Handschrift brachte folgendes Ergebnis:
Martin ist eher bescheiden und zurückhaltend. Es reicht ihm, wenn er nicht
im Mittelpunkt steht.

Bescheiden, ja klar das bin ich. Wo bleibt eigentlich mein 21 Zoll Flachbildschirm den ich bestellt hab?! Dass es mir reicht wenn ich nicht im Mittelpunkt stehe, mag ich mal zu bezweifeln. Steh ich nicht im Mittelpunkt, ziehe ich mich schmollend in eine Ecke zurück. Da komme ich dann erst wieder raus wenn 100 Leute freudestrahlend meinen Namen rufen. Oder ein Hund in die Ecke pinkelt.

Er ist sinnlich, warmherzig, gemütlich und
phantasievoll.

Oh ja, Baby isch spritze deine Körpär mit Sahne voll, lecke disch mit meine Sunge sauber und verwöhne disch mit meine Finger, reibe disch mit Öl de massage ein und küsse disch ganz innig. Und das alles mit ganz viele Kerzän um üns herum.

Im Großen und Ganzen wirkt er gelassen bis
uninteressiert, wenn er aber von einer Sache überzeugt ist, überrascht er seine
Umwelt durch sein überschwängliches und begeisterungsfähiges Auftreten.

Uninteressiert? Das stimmt nicht, das würde dem oben ja total widersprechen.
Sie: "Oh jaaa! Gibs mir! Wie geil! Bitte, hör nicht auf! *stöööööööööhn*"
Ich: "jaja...issja gut"

Martin ist überdurchschnittlich intelligent. Nüchtern und
zweckmäßig bewältigt er seine Aufgaben.

Ha! Soll nochmals irgendjemand sagen ich sei blöd. Dann druck ich das hier aus und halts dem unter die Nase.

Martin legt Wert auf eine Grunddistanz zu seinen
Mitmenschen. Auch gute Kollegen müssen nicht alles wissen.

Mhm, deshalb schreib ich ja auch alles in einen Blog den jeder lesen kann.

Er arbeitet sehr genau und zeichnet sich durch rationales,
analytisches Denken aus.

Also müsste ich ja eigentlich in Volkswirtschaftslehre und Statistik voll der Held sein. Was bitteschön hab ich dann falsch gemacht?!

Martin ist sehr stark um Gerechtigkeit bemüht. Er versucht
stets, sich für andere einzusetzen.

Ja, vorallem für meine schizophrenen Freunde die immer bei mir sind. Peace, Love and Rock'n'Roll (und Sex natürlich auch)!

Martin ist ein impulsiver und phantasievoller Idealist.

Und wenn die Welt nicht in 5 Jahren friedlich und ohne jegliche Kriege existiert, dann werde ich mit meinen sprechenden Papageien überall auf der Welt Friedensflaggen verteilen. Meine Papageien werden alle Tiere dazu aufrufen mitzumachen, bei unserem so wundervollen Plan, die Welt auf eine weiche Wiese des Friedens zu betten. Und ich mache keinen Halt! Meine Friedensflaggen werden vom Nordpol bis zum Südpol und von Europa über Asien bis nach Amerika Frieden und Liebe versprühen, bis wir alle glücklich sind.

Martin legt sehr viel Wert darauf, dass er von der Umwelt
ernst genommen wird.

HÖRT MIR HIER DENN ÜBERHAUPT JEMAND ZUUUUU?!

Privat- und Berufsleben trennt er sehr stark
voneinander.

Kommt immer darauf an wie hübsch die Sekretärin ist.

Im Grossen und Ganzen ist die Deutung doch garnichtmal so schlecht. Ich hätte zwar erwartet, dass da steht, dass ich in ein paar Jahren der Herrscher Europas bin, mein Blog weltberühmt ist und ich aus eigenem Interesse Harems in der Schweiz legalisiert habe, aber so persönliche Dinge erfährt man wohl nicht bei einem Test, der nur aus 20 Fragen besteht.

Ja so ist das halt.

Freitag, Juli 22, 2005

memory clear

Logbuch des Raumschiff Overload:
Wir schreiben Donnerstag den 14. Juli 2005. Uhrzeit 16.30 Uhr. Wir steuern auf den Planeten "Hoffnungslos" zu und passieren gerade dessen Mond "Verzweiflung". Die Besatzung sammelt sich auf der grossen Steintreppe vor unserem Zerstörer "ZHW".

Ich setz mich ebenfalls auf die Steintreppe. Ein bisschen weiter oben als alle anderen. Ich steck mir meine Kopfhörer in die Ohren, lasse mich von den Fetten Broten besingen und beobachte die anderen Studenten. Ein paar Leute aus meiner Klasse stehen auch noch da rum scheinen aber aufbrechen zu wollen. Ins Pub nebenan. Ich klemme einen Zigarillo zwischen meine Lippen und stecke ihn in Brand. Meinen Zigarillo rauchend starre ich in die Menge. Während die Treppe und der Platz davor immer leerer wird, überlege ich mir was ich nun tun soll. Die erste Option wäre, dass ich nachhause gehe und mich in einer dunklen Kammer einsperre bis die Ameisen die Weltherrschaft an sich gerissen habe. Die zweite Option wäre, dass ich mich zu meinen Klassenkameraden ins Pub geselle und soviel Alkohol in mich kippe bis ich garnichtmehr weiss, dass ich Prüfungen hatte und dabei ziemlich bescheiden abgeschnitten habe. Die letzten Studenten sind in Aufbruchsstimmung. Sie wollen in den Stadtpark. Ich stehe auf und gehe ins Pub. Die Hälfte meiner Klasse sitzt schon dort. Auf den beiden Tischen die sie in beschlag genommen haben stehen auch schon mehrere Biere und ein paar Schachteln Glimmstengeln. Ich krall mir an der Bar auch ein Bier, nehm mir den einzigen Hocker der gerade noch frei ist und setz mich somit genau in die Mitte der ganzen Truppe. Wie war das nochmal? Das faule Ei sitzt immer in der Mitte?!

Die anderen plaudern, ich hör zu. Ich nippe an meinem Bier, rauche die letzten zwei Zigarillos aus meiner kleinen Box. Später noch einen dritten welchen mir eine Kollegin spendierte. Ich hol mir noch ein zweites Bier und treffe an der Bar einen Kumpel aus den guten alten Zeiten. Sprich aus der kaufmännischen Ausbildung bei der Post. Er ist angeblich auf der selben Fachhochschule. Ich kann das erst nicht so recht glauben, weil ich ihn bis jetzt da noch nie gesehen habe. Er klärt mich allerdings auf, dass er Repetent sei und wir uns deshalb wohl nie gesehen hätten. Dass das eigentlich das Beste sei was einem passieren kann (Ein Jahr, sprich etwa 4 Fächer, zu wiederholen). Denn dann sei es viel leichter mitzukommen, weil man ja alles schonmal gehabt hat. Denn man könne nebenbei arbeiten und habe somit endlich mal wieder Geld. Denn man habe mehr Freizeit und könne das Leben so richtig geniessen. Das ist zwar ein kleines Stück Hoffnung, dass er mir da gerade schenkt, aber ich muss das natürlich gleich relativieren. "Dafür kommt man dann im zweiten Jahr in den Fächern nicht mehr mit, die man nicht repetieren musste, weil man 1 Jahr lang nichts mehr damit zu tun hatte." Positiv Thinking war schon immer eine meiner Stärken.
Wir plaudern noch ein bisschen weiter, bis er die alkoholhaltigen Getränke die er an der Bar gekauft hat zu seinen Freunden nach draussen bringt. Ich setze mich wieder zu meinem Haufen und beschwere mich darüber, dass wir in so einem dunklen Loch sitzen wo es doch draussen so schön ist. Eine stimmt mir zu. Etwa drei Leute sagen so etwas wie: "Ja, wir gehen ja nachher raus." Der Rest überhört mich. Ich trinke mein Bier. Geh aufs Klo. Nippe an einem weiteren Bier. Bringe erneut meine Bitte an rauszugehen. Habe wieder keinen Erfolg, ausser dass nun zwei zustimmen. Dies allerdings auch nur weil sie Hunger haben und etwas essen gehen wollen. Ich geh erneut aufs Klo. Versuche mitzureden, aber das meiste was ich sage ist so belanglos wie ein Blatt Papier auf einem Stapel Altpapier. Eine weitere Aufforderung dieses blöde Pub zu verlassen führt zu einem Aufbruchsgesang der etwa so klingt: "McDonalds! McDonalds! McDonalds!...". Doch die Herrschaften haben ja noch Bier auf dem Tisch, also wird dieser so energischen Aufforderung auch nicht Folge geleistet. Ich setz mich mal dahin. Steh mal dorthin. Setz mich woanders hin und lande schlussendlich wieder dort wo ich am Anfang sass. Allerdings sind vereinzelte schon nach Hause. Der Marcel plaudert grad mit einer ziemlich gut aussehenden Frau und ich misch mich da natürlich sofort ein. "Hey Marcel, stell mich doch mal vor hier...!". Nur das "Hicks" fehlt noch. Sie tut es selbst, die Simon. Irgendwie hat die tolle Augen. Das Doofe ist nur, dass sie etwa einen Kopf grösser ist als ich und ich hochschauen muss um ihr in die Augen zu schauen. Naja, das würde ja noch gehen. Sie könnte sich ja auch bücken um mich zu küssen, oder ich könnte auf ein Schemmel stehen. Aber das steht eh nicht zur Debatte, denn ihre Freundinnen wollen gehen (so wie ich seit etwa 3 Stunden) und ziehen sie sozusagen aus dem Pub. Tschüss Simon, hat mich gefreut!

Die Schnauze voll davon in einem dunklen, stinkigen Pub zu sitzen während draussen die Sonne scheint, entscheide ich mich einfach aufzubrechen. Ich schmeiss mir meinen Rucksack auf den Rücken, lege zwei Finger auf meine Zunge und lasse einen schrillen Pfiff die Stimmen erstummen. Ich gebe den (erneut) anderen Bescheid, dass es mich hier drin ankotzt und ich abhaue. Das übliche "hey, nein du darfst noch nicht gehn" Gebrülle geht los. Da ich aber bereits damit gerechnet habe und mich mental darauf vorbereiten konnte, winke ich bloss und geh nach draussen. Zwei latschen mir nach und wollen mich überreden zu bleiben. Nein danke. Auf das "Wir gehen ja gleich" bin ich schon 2 Stunden lang reingefallen, das zieht nicht mehr. Ich will lieber in den Park ein bisschen feiern gehn, aber wenn niemand mitkommt geh ich halt nach Hause. Peter ist schon während der "bleib doch noch" Diskussion wieder im Pub verschwunden und nurnoch Steve versucht mich mit allen Mitteln dazubehalten. Schlussendlich machen Steve und ich uns auf den Weg ins Kaufhaus um erst etwas kleines zu Futtern und RedBull zu kaufen. Dann ins nächste Kaufhaus um Wodka zu kaufen. Was aus Essen, RedBull und Wodka später entsteht, ist wahrscheinlich hier schon zu erahnen, aber was wäre ich für ein Blogschreiber, wenn ich das jetzt nicht ausführlich beschreiben würde.

Als wir rauskommen schlendern uns unsere Klassenkameraden entgegen. Sie wollen noch etwas essen gehen und kommen dann auch in den Stadtpark. Mein energischer Abgang hat wohl doch etwas genützt. Steve und ich latschen zum Park. Voll beladen mit Hirnvernichtungsmittel. Wir treffen auf andere Studenten und setzen uns in die Mitte von zwei kleinen Grüppchen. Schon wieder das faule Ei. Auch wenns da ein paar hübsche Mädels hat, mir schwebt anderes vor. Ich nehm mir einen der soeben gekauften Bechern, öffne ein RedBull, leere ein bisschen davon in den Plastikbecher und schütte eine ordentliche Ladung Wodka dazu. Eine härtere Mischung könnte man nur dann machen, wenn man den Wodka pur trinkt. Aber das ist egal. Runter damit. Ich frage Steve ob ich ihm auch nen Becher machen soll. Er verneint und gesellt sich zu 5 Leuten die ein Trinkspiel machen. Da ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel Vertrauen in meine Reflexe und meine Rechenkünste habe, verzichte ich darauf mich ebenfalls dazuzugesellen. Ich schenk mir nach. Ein paar aus der ehemaligen Pub-Runde stossen zu uns. Corinne rät mir ein bisschen aufzupassen mit dem Alkohol. Ich nehms mit dem nächsten Schluck zur Kenntnis. Ich muss mal und beglücke einen Busch, stolpere zurück und widme mich wieder der Wodkaflasche und dem nach Gummibärchen riechenden RedBull-Zeugs, welches lediglich dazu dient, dem Wodka ein bisschen Geschmack zu verleihen. Mittlerweile ist die halbe Wodkaflasche leer und ich mach mir noch einen Becher. Ok, ein bisschen hab ich neben den Becher geschüttet, aber den Rest hab ich wohl alleine gekillt. Steve entdeckt meine Schandtat und ist der Meinung, dass noch eine zweite Flasche her muss. Natürlich diesmal nicht für mich allein. Er schleppt mich mit zum Pick&Pay oder wie der doofe Laden heisst. Lesen kann ich eh nicht mehr. Ich warte mit meinem Becher vor dem Laden bis er wieder rauskommt. Zum Glück hats da einen Pfosten an den ich mich anlehnen kann. Wir gehen zurück. Steve geht und ich torkle. Wieder im Park angekommen setz ich mich auf eine Bank die etwa 10 Meter von den feiernden Studenten entfernt ist. Beim zurücktorkeln habe ich mir ein bisschen von meinem tollen Getränk über meine Hose geschüttet. Aber was solls, das trocknet wieder. Mittlerweile sind auch fast alle aus der Pub-Runde im Park eingetroffen. Doch ich lege erstmal meinen Kopf in den Nacken und schliesse meine Augen, die nicht mehr so ganz sehtüchtig sind. Ab und zu besucht mich jemand auf meiner wankenden Insel und fragt ob es mir gut geht. Klar! Alles bestens! Doch irgendwann ist nicht mehr alles bestens und ich geh hinters Gebüsch, halte mich da an einem Gitter fest und übergebe mich volle Kanne in die Ecke. Auch hier bekomme ich immer wieder besuch und werde nach meinem Wohlergehen gefragt. Ich weiss nicht wieviel Zeit vergeht, aber ich glaube ziemlich viel. Das tolle ist, dass ich noch alles genau mitbekomme. Ich erkenne die Stimmen und ich kann sogar noch antworten. Und hey... welcher in eine Ecke reiernde Kerl sagt schon alle fünf Minuten:"Ja, bei mir ist alles ok. Alles bestens!" Nach dem fünften Besucher hänge ich allerdings noch ein: "lass mich in Ruhe an!". Doch irgendwann lassen sich Marcel und Peter dadurch nichtmehr abschütteln und sie ziehen mich von meiner so heissgeliebten verkotzten Ecke weg. Sie schleifen mich vorbei an den feiernden Studenten. Eigentlich wär mir das ja normalerweise peinlich, aber heute nicht. Ich grinse innerlich. Ein bisschen abseits von der ganzen Bande steht noch Alain. Ich weiss nicht genau wieso ich ihn erkenne, denn eigentlich sehe ich fast nichts mehr, aber es muss wohl das rote T-Shirt mit den weissen Streifen sein. Auf jeden Fall sage ich so freundlich wie ich bin noch: "Tschüss Alain! schöne Ferien!". Wohl ein bisschen verwundert versucht mich Peter mit einem: "Geht doch noch! Du erkennst ja sogar noch die Leute" aufzubauen. Aber warum aufbauen?! Mir gehts doch gut. Naja, ok...ich kann nicht mehr so sicher stehen, sehe kaum noch etwas und habe mich bestimmt 30 Minuten lang übergeben, aber das heisst doch nicht, dass es mir schlecht geht. Ach, vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass mein letzter Becher Wodka mit RedBull Aroma beschlagnahmt wurde.

Marcel und Peter tragen mich über die Strasse und zur Schule. Die Steintreppe runter wo vor ein paar Stunden alles begann. Sie öffnen die Türe (durch den Hintereingang rein und von innen aufgemacht) während ich an die Hauswand erbreche. Da hast du's du blöde Schule! Sie legen mich und meinen Rucksack neben den blauen Kasten wo auch die Kaffemaschine drinsteckt. Ich sage danke, wünsche schöne Ferien und schlummere friedlich ein.

Morgens um zwei Uhr wache ich auf. Greife intuitiv nach der Wasserflasche die irgendjemand meiner Schulkollegen da deponiert hat (Dankeschön!) und nehm einen Schluck. Schmeckt irgendwie seltsam, aber ich denke mir, dass das wohl eher an den Getränken liegt, die ich vorher mal getrunken habe. Ich richte mich auf und wackel im Gebäude umher. Es klingt zwar, als wär da noch jemand, aber entdecken tu ich doch niemanden. Ich setz mich in einer Nische auf einen Stuhl, lasse meinen Kopf auf den Tisch fallen und schlafe erneut ein. Kurz vor fünf Uhr steh ich wieder auf und torkle zum Klo. Ich muss mich aber wider erwarten nicht übergeben und belasse es bei ner Pinkelsession. Den 05.37 Uhr Zug erreiche ich nicht mehr, also nehme ich den 52er. Auf dem Weg in den Bahnhof Stadelhofen ratz ich nicht mal ein und schaffe es tatsächlich umzusteigen. Dabei sehe ich dass es bei der Wasserflasche um eine Vittel Flasche handelt. Allerdings nicht eine gewöhnliches Vittel, sondern eine Vittel mit Himbeergeschmack. Ich hab doch gesagt, dass das eigenartig schmeckt. Nun weiss ich auch wieso. Im nächsten Zug holt mich der Schlaf allerdings sofort wieder in seine Obhut und entlässt mich genau bei der richtigen Station. Ich steig aus und kämpfe mich zum Bus. Auch die Busfahrt überlebe ich und steige erneut da aus wo ich auch aussteigen sollte. Jetzt muss ich nurnoch den Schlüssel ins Schlüsselloch stecken und schon hab ichs geschafft. Ich stolpere gen Bett und latsche noch meinem Vater über den Weg, der gerade aufgestanden ist. "Na, hast Du an einem Marathon teilgenommen?" fragt er mich. "Ja klar!" antworte ich, rette mich in mein Zimmer, schliesse die Tür, lasse mich aufs Bett fallen und beginne meine "unterrichtsfreie Zeit".

Der Planet "Hoffnungslos" ist erreicht. Durch starke Turbulenzen wurde unser Hauptrechner beschädigt und sämtliche Daten wurden gelöscht. Die Reparaturen werden ca. 5 Wochen dauern und dann werden wir uns auf den Weg zum Planeten "Katastrophe" machen. Logbuch Raumschiff "Overload", Ende.

Donnerstag, Juli 21, 2005

Wettkampf

Alle standen in ihren Startlöchern. Die einen nippten nervös an ihrem Kaffe, kauten an ihren Fingernägeln oder warfen sich Beruhigungspillen in den Rachen. Die anderen - darunter auch ich - überflogen nochmals ein paar Textstellen oder Probeaufgaben in der Hoffnung, dass auch genau so was dann an der Prüfung kommt. Je näher die erste Prüfung rückte desto lauter wurde es. Die Nutzung der Karteikärtchen aus der Kategorie Galgenhumor stieg ins unermessliche bis alle an den Prüfungstischen sassen und wussten: "Scheisse! Jetzt wird's ernst!". Ich konnte es natürlich selbst dann noch nicht lassen einen letzten Witz zu erzählen. "Weckt mich wenn's vorbei ist!" Die erste der beiden Prüfungswochen galt ja als die harmlosere. Auf dem Menüplan standen die Fächer Rechtslehre, Wirtschaftsgeschichte, Kommunikation (Pseudo-Deutsch), Englisch, Französisch. Die ersten drei am Dienstag (dem 05.07.) und die restlichen zwei am Donnerstag. Die Prüfungsdauer betrug je nach Prüfung 60 oder 90 Minuten. Bei Rechtslehre war mir im Vornherein schon klar, dass ich höchstens die Hälfte lösen konnte. Weil ich einfach nicht weiss wie man innerhalb von dieser relativ kurzen Zeit so verdammt viel schreiben soll. Und ausserdem wusste ich beim ersten Rechtsfall nicht einmal welches Gesetz ich hätte anwenden müssen. So war ich dann auch nicht gross enttäuscht als ich wieder aus der Aula kam und begann mich auf Wirtschaftsgeschichte vorzubereiten. Ich dachte das könne nicht allzu schwer sein. Na ja, man kann sich ja auch mal irren. Ein paar Fragen hab ich gar nicht beantwortet und bei den anderen hab ich mehr oder weniger nur Stuss hingeschrieben. Ich fands doof, dass ich diese Prüfung wohl auch in den Sand gesetzt hatte, aber machte mir nichts draus und bereitete mich auf Kommunikation vor. Kommunikation. Ha! Das lächerlichste Fach (neben Religionsunterricht vor mehreren Jahren) das ich je besuchen musste. Was man da lernt? Eigentlich weiss ich das auch nicht so genau. Wie man einen Text interessant gestaltet in Punkto Leseanreiz, Prägnanz, Strukturierung und Einfachheit, wie man eine Rede vorbereitet und hält, verschiedene Berichtsformen, die neue Rechtschreibung etc. pp. Ich sage das Fach sei lächerlich, dann muss die Prüfung wohl mega einfach sein, was?! Ne! Weil man unzählige Fachausdrücke kennen muss (die man danach eh nie wieder braucht). Und das sollte noch nicht alles sein. Eine Aufgabe bestand darin, dass man ein Zeitungsinterview in fünfhundert Worten in Berichtsform zusammenfassen soll. Hallo?!? Fünfhundert Worte?! Wenn man das ganze Interview abgeschrieben hätte, wäre man etwa auf 600 Worte gekommen. Einen Text von 600 Worten auf 500 Worte zusammenfassen. Zusammenfassen?! Mann... was sind das nur für bescheuerte Dozenten die, diese Aufgabe gemacht haben... Ich bin raus, auf den Zug, fuhr nach Haus und wollte erstmal nichts mehr von dem ganzen Müll hören. Ich kann das nicht haben wenn nach der Prüfung immer alle blöd rumgackern "Hey, was hast denn da geschrieben"..."Wäre da nicht..."..."Ich glaub das wäre...gewesen". Seid doch still!!! Ändert eh nix mehr. 3:0 für die Fachhoschule. Drei Prüfungen und dreimal wurde ich fies ausgetrickst. Und der Schiedsrichter ist sowieso parteiisch. Tzzzss!!! Ich machte mir die Hoffnung, dass ich am Donnerstag auf 3:1 Verkürzen kann wenn die Disziplin Englisch ansteht. Allerdings rechnete ich auch mit einem unhaltbaren Tor durch Französisch. Guten Mutes und immer noch nicht sonderlich nervös nahm ich die Französisch-Prüfung in Angriff. Ich kämpfte tapfer gegen eine Niederlage an, doch konnte ich Napoleon nicht im geringsten das Wasser reichen und ertrank darin. Na ja, was soll's. Ich hatte ja damit gerechnet. Und nun sollte ja der Moment kommen wo ich mein erstes Tor erziele. Englisch sei dank! Denkste. Erst kam das ordentliche Prüfungs-Einführ-Ritual indem uns die Dozenten vor jeder Prüfung feierlich erklärten, dass wir die Couverts (in denen die Prüfungen waren) erst auf Kommando öffnen dürften, dass wir zusätzliche Blätter bei ihnen verlangen könnten und diese dann auf dem Deckblatt erwähnen müssten, dass wir auf keinen Fall die Unterschrift vergessen sollen sowie den kompletten Namen auf jeder Seite. Bei der Englischprüfung war aber noch etwas anders als bei den anderen Prüfungen. Es hiess noch: "Nachdem wir Ihnen die Erlaubnis gegeben haben, dass Sie Ihre Couverts öffnen dürfen, werden sie 30 Sekunden Zeit haben um die Fragen zum Listening (Hörverständnis)-Teil der Prüfung zu lesen. Danach läuft das Band einmal durch. Nach einer kurzen Pause von ein paar Sekunden beginnt das Band noch mal von vorne. Danach können Sie die restlichen Übungen der Prüfung zu lösen beginnen." "Klar, kein Problem. Dann mal los!" dachte ich mir. Ging's dann auch. Wir durften die Couverts öffnen. Es waren gerade mal 15 Sekunden vergangen, ich hatte die Scheiss Prüfung mit Müh und Not aus dem Couvert bekommen, hatte die ersten zwei Fragen gelesen und schon erklang Englisches Geschwafel aus den Lautsprechern. Ich war logischerweise so perplex, dass ich den Anfang dadurch voll nicht mitbekam. Irgendwie konnte ich mich dann doch noch bei der sechsten Frage einklinken, konnte aber nur die Hälfte der Antworten hinschreiben, weil der Typ schon wieder zwei Antworten gesagt hat während ich ein Wort geschrieben hatte. Im Unterricht wurden uns dauernd Dinge vorgespielt die entweder von einem Inder gesprochen wurden, oder dann in einem einigermassen anständigen Tempo von irgendeiner Nachrichtensprecherin. Fazit: Ich kam nicht mit und hatte beim Hörverständnis am Ende nur etwa die Hälfte aller antworten. Und ob die richtig sind wage ich mal zu bezweifeln.


Die restlichen Aufgaben waren irgendwie verwirrend. Da ich bisher Englisch nur nach Gefühl gemacht habe und es fast nie falsch war, verliess ich mich auch darauf. Pech gehabt. Es kamen genau solche Fragen, die man mit blossem Gefühl halt nicht mehr beantworten konnte. Ich habe zwar was hingeschrieben aber die Chance, dass es richtig ist, beträgt genau 50 Prozent.
Wenigstens bei einer der Wortschatzübungen hab ich voll gerockt, aber ich bezweifle, dass die alleine bewirkt, dass nicht die ganze Prüfung für'n Aaaa…bfall war.
Ich verliess die Aula (die zum Prüfungsraum umfunktioniert worden war) und betrachtete den Zwischenstand. Ich 0. Fachschule 5. Das soll nix anderes heissen, als dass ich in den ersten fünf Prüfungen wohl ungenügend abgeschnitten habe. Wenn man beachtet, dass dies ja angeblich die einfacheren Prüfungen gewesen sein sollten, kann man erahnen wie die zweite Prüfungswoche wohl verlief.
Doch Unkraut vergeht nicht und ich liess mich nicht unterkriegen. Ich stolzierte am Freitag und am Samstag in die Schule und büffelte was das Zeug hielt. Einmal mehr. Das ist genau das was mich am meisten kratzt. Wenn ich nie etwas für die Schule gemacht hätte, dann wüsste ich wenigstens wieso ich das so überhaupt gar nicht raffe. Aber ich habe ja gelernt. Sogar relativ viel. Am Sonntag jedoch nicht. Da stand ich auf und mein Kopf stellte sich auf stur. Mein Kopf: "Nein Du gehst jetzt heute nicht in die Schule sonst schalt ich auf Kopfschmerzen!"
Ich: "Doch ich geh!" Päng! Aua! Ich gab meinem Kopf nach und legte mich noch mal hin. Den Rest des Tages gestaltete ich mit viel Musik und viel Faulenzen. So war ich für die Prüfungen am Montag bestens ausgeruht. Die erste Hürde des Montages war Buchhaltung. Ich kroch unter der Hürde durch und bekam einen saftigen Punkteabzug. 6:0 für die Fachhochschule. Doch dann kam meine Stunde. Dann kam Informatik. Ich wusste, dass da was ganz schlimmes passieren müsste, damit ich auch diese Prüfung in den Sand setzen würde. Es passierte nix schlimmes. Im Gegenteil. Ich wollte nicht nur meinen ersten Punkt verzeichnen. Ich wollte blutrünstige Rache üben. Nach 30 Minuten der 60 Minuten Prüfungszeit war ich fertig und hatte ein gutes Gefühl. Ich gab ab und spazierte raus. Ha! Der Punkt geht an mich! Hocherfreut wartete ich noch auf die anderen und erfuhr, dass es auch ihnen gut lief. Wäre die Buchhaltung nicht gewesen, wäre das ja ein wunderschöner Tag gewesen. Aber eben. Die Buchhaltung kann man nicht einfach wegdenken. Die schwebt wie das Damokles-Schwert nonstop über meinem Kopf und irgendwann… lassen wir das.

Hätte ich am Montag gewusst wie teuer ich für diesen Erfolg bezahlen sollte, hätte ich die Informatikprüfung leer abgegeben und gehofft die Folgen wären weniger brutal ausgefallen. Denn am Dienstag bekam ich so was von aufs Dach. Statistik war ich froh, dass ich überhaupt etwas hinschreiben konnte und dann geschah etwas, was ich nicht erwartet hatte. Ich war bisher vor keiner Prüfung nervös und es hat mich bisher kaum gekratzt wenn eine Prüfung in die Hosen ging. Aber dann, vor Volkswirtschaftslehre, würde ich saumässig nervös. Auch irgendwie aggressiv und ein Funke Verzweiflung machte sich breit. Vielleicht hat irgendwas tief in meinem Innern geahnt was kommen würde. Ich wurde vernichtend geschlagen. Nein, vernichtend ist noch nicht das richtige Wort dafür. Ich wurde gedemütigt. Als ich die Prüfung abgab war das etwa so als wäre ich bereits 50 Kilometer durch den Dreck gerobbt und wäre dann noch gezwungen worden den Dozenten die Füsse zu küssen. Ich hatte praktisch nix ausgefüllt. Fest entschlossen einen atomaren Weltkrieg anzuzetteln ging ich nach Hause und… und verkroch mich laut Musik hörend in meinem Zimmer.

Es stand also 8:1 für die Fachhochschule und die restlichen beiden Prüfungen am Donnerstag (Steuern und Mathe) liefen nicht besser als all die anderen. 10:1 für die Fachhochschule. Dieses Resultat erinnert mich irgendwie an das Endergebnis unseres FC-Fussballspiels an meinem elften Geburtstag. Damals verloren wir 11:1 und danach hab ich nie mehr irgendwo so hoch verloren. Bis zu den grauenhaften dunklen Prüfungswochen.

Wies nach den Prüfungen weiterging werde ich im nächsten Blogeintrag erzählen.

Montag, Juli 04, 2005

Hurra! Hurra! die Prüfungen sind da!

Es ist soweit. Die Prüfungen stehen vor der Tür und poltern immer lauter dagegen. Man sieht die ersten Studenten am Fenster stehen und sich überlegen, ob sie springen sollen. Meiner Meinung nach sind die Opportunitätskosten für den Sprung in die ewigen Jagdgründe einfach zu hoch. Ich möchte ja noch Ehestreitereien und mindestens einen Scheidungskrieg erleben und ab und an von meinen Kindern unter der Brücke besucht werden (Achtung: Ironie!). Und so wie ich mein Glück kenne würde ich einen Sprung aus dem vierten Stock sowieso überleben, indem ich irgendwo hängen bleibe, mir dabei die Kleider vom Leib gerissen werden und ich auf einem Dozenten lande, nachdem ich durch das Glasdach vor der Aula gedonnert bin. Bei dem Ganzen würde ich mir lediglich zwei gebrochene Arme, ein abgehacktes Bein und eine ungewollte Penisverlängerung (ja, nicht nur Kleider können irgendwo hangen bleiben!) zuziehen.

Es geht wohl jedem ähnlich. Alle sind nervös. Alle haben ein bisschen Schiss, dass die Prüfung mies laufen könnten. Doch - und jetzt kommt das Seltsame - mir gehts eigentlich ziemlich gut. Ich bin nicht so nervös wie ich sonst vor solchen Prüfungen bin. Im Gegenteil, je näher sie kommen, desto ruhiger werde ich. Vielleicht weil ich das Ganze schon irgendwie abgeschrieben habe? Oder weil ich einfach froh bin, dass das diese Farce bald vorbei ist? Ich weiss es nicht, aber ich merke, dass mein "altes" Ich wieder die Oberhand gewinnt. Meine berühmt berüchtigten Blödel-Sprüche schnellen wieder vermehrt aus meiner Kehle. Ich bringe wieder des öfteren Leute zum Lachen und damit auch mich selbst zum Grinsen. Also ich lach wieder über mich selbst. Und das ist meiner Meinung nach etwas vom Wichtigsten überhaupt. Nach den Prüfungen bin ich wahrscheinlich wieder voll da. Überall wo ich bin werden Mütter mein Lächeln sehen und sich denken:"Der ist ja toll, wenn doch nur meine Tochter so nen tollen Mann hätte... oder ich..."

Egal wer Du bist, egal wieso Du das hier liest, drück mir morgen die Daumen. Vielleicht wirds ja doch was.

Armageddon halt Dich fest, ich komme!