Donnerstag, Juni 23, 2005

Stillstand

Der Titel beschreibt den gestrigen Tag perfekt. Nein, nicht bloss den gestrigen Tag, sondern auch meinen momentanen Zustand. "Hä?! Du stehst still?" Ja genau! Also nicht, dass ich versuchen würde einen Eintrag ins Guiness Buch der Rekord zu erlangen, indem ich seit Tagen auf der selben Stelle stehe. Ich komm einfach nicht weiter, egal was ich mache. Ich lern und lern, aber komme keinen Schritt weiter. Ich versuch aus dem Loch zu kommen, in welchem ich wegen dem doofen Schulstress sitze, aber komm nicht hoch. Und morgens komm ich meistens nicht aus dem Bett.
Ich weiss noch wie ich früher dauernde diesen 0-8-15 Alptraum hatte. Wer kennt das nicht. Man wird von irgend etwas verfolgt und möchte flüchten. Doch man kommt nicht vom Fleck. Und kurz bevor einem das Ungeheuer eingeholt hat, schreckt man schweissgebadet auf. Nur bezweifle ich, dass ich jetzt irgendwann aufwache und beruhigt feststelle, dass das alles nur ein Traum ist. Ich hab mich auch schon gezwickt. Es ist kein Traum.

Doch dass ich gestern wegen der Schule total gefrustet war (und das haben mir wohl sogar Leute angesehen, die absolut blind sind und keinen Funken Rinfühlungsvermögen haben), sollte noch nicht genug sein.
Ich setzte mich in die S7 die normalerweise um 17.38 Uhr losfährt. Vier Leute aus meiner Klasse gesellten sich noch zu mir. Doch, seltsamerweise fuhr der Zug nicht los. Er blieb stehen. Stillstand! 10 Minuten später erfuhren wir dann per Durchsage, dass keine Doppelstöcker mehr verkehren würden (beide Züge die mir was bringen sind Doppelstöcker). Ich entschied mich der S7 und meinen Freunden den Rücken zu kehren und wechselte das Perron. Dort stiess ich auf die Sektion S12. Also ebenfalls Leute aus meiner Klasse. Die S7 kam angerollt. Juhuuu! Doch ein Zug der fährt. Doch nachdem er zum stillstehen gekommen war, blieb er das auch. Stillstand! Wenig Minuten später kam eine weitere Meldung aus den Lautsprechern gekrochen. "Aufgrund von Stromproblemen können momentan keine Züge verkehren." Und spätestens da bewiesen ca. 70% aller Anwesenden, dass Handies unverzichtbare Freunde sind. "Hey, Schatz ich steck hier in Winterthur fest. Es fahren keine Züge mehr. Es könnte ein bisschen später werden". Dass es ein bisschen mehr als ein bisschen später werden würde, war den meisten da wohl noch nicht bewusst. Zumindest erfuhren wir durch diese Handy-Besessenheit, dass auch in anderen Orten keine Züge mehr fuhren. Es musste sich also um ein grösseres Problem handeln.
Zu unserem Erstaunen hiess es dann plötzlich, dass ein Zug auf dem Gleis 4 Richtung Zürich Flughafen, Zürich fahren würde. Da stürmten natürlich alle auf den Zug. Wir auch. Er fuhr tatsächlich los. Bis in den Zürcher Hauptbahnhof schafften wir es zwar nicht, aber zumindest bis nach Zürich Oerlikon. Dort blieb auch der letzte Mohikaner unter den Zügen stehen. Stillstand! Und erst da wurde uns langsam bekannt, dass es sich um ein schweizweites Desaster handelte. Durch einen Spannungsabfall im gesammten Bahnnetz hatten die Züge nicht mehr genügend Saft noch weiterzufahren. Wieso unser Zug es noch von Winterthur bis Zürich Oerlikon geschafft hat, ist mir heute noch Rästelhaft. Es war der einzige Zug, der zwischen 18.30 und 21.30 Uhr den Bahnhof Winterthur verliess.
In Oerlikon angekommen war unser Ziel uns in ein Tram zu quetschen und damit bis zum Hauptbahnhof zu fahren. Insgesamt waren wir nun sieben aus unserer Klasse. Vier davon verabschiedeten sich plötzlich weil sie nach x-Versuchen endlich erfolgreichen ein Auto stoppen konnte, welches sie Sekunden später verschlang und auf und davon brauste. Einer verabschiedete sich mit dem Kommentar er würde zu Fuss gehen. Naja, ich weiss nicht, was er schlussendlich gemacht hat, aber wenn er wirklich zu Fuss von Oerlikon bis Zürich HB spazierte, dann hat er seine Dosis Sport für diese Woche nun hinter sich.
Kurz nachdem Chris seine Blase im nahegelegenen "KalbsfleischzwischenzweiBrötchen"-Laden entleert hat, rollte das lang ersehnte Tram an. Mittlerweile hatten sich schon so viel Leute nen alternativen Weg gesucht, dass wir genügend Platz im Tram hatten. Chris verabschiedete sich bei ner Haltestelle bei welcher er später von Freunden abgeholt wurde. Peter und ich stiegen beim HB auf ein anderes Tram um und fuhren damit bis zum Bellevue. Die Züge standen immernoch alle still und durch Mund zu Mund Propaganda und ein bisschen gesundem Menschenverstand wussten wir, dass die Züge noch lange stillstehen würden. Also versuchten wir unser Glück mit Autostoppen. Da wir nicht zu all den anderen Trampern standen, sondern ein bisschen weiter Strasse aufwärts bei nem Lichtsignal, hatten wir schon beim ersten "Daumen in die Luft strecken" durchschlagenden Erfolg. Weil die Frau die uns mitnahm, im gleichen Kaff wohnt wie ich, fuhr sie mich praktisch direkt vor die Haustür. Netter Service. Ich war froh nach diesem sch...önen Tag - mit einer Stunde Verspätung (reines Glück dass es nicht länger dauerte) - mich endlich aufs Sofa plumpsen zu lassen.
Der Tag war gelaufen. Ich war so kaputt es ging absolut nichts mehr. Stillstand!

Heute wars nicht sonderlich besser. Die Züge standen zwar nicht mehr still, aber in der Schule habe ich auch heute nichts gerafft.

Ich such mir mal einen Anlasser.